Kochgeschichten

italienisch-österreichische Fusionsküche – con gli amici di Grado

30. Januar 2024

Ein erfüllter Tag neigt sich dem Ende zu. Ich sitze in meiner italienischen Küche und lasse diesen Tag Revue passieren.

Für das Jahr 2024 habe ich mir vorgenommen, wieder mehr mit Menschen zu kochen – einerseits um zu erfahren, wie manche Gerichte zubereitet werden, aber besonders deshalb, weil mir Menschen am Herzen liegen und mich auch die Geschichten des Lebens sehr interessieren.

Diesen ‘Vorsatz’ habe ich nun in Grado begonnen umzusetzen, und ich habe den Tag mit einer langjährigen Freundin verbracht, mit Nadia.

Nadia und ihr Mann Franco sind Ur-Gradesen, die mir in Laufe der Jahre sehr ans Herz gewachsen sind. Ich habe Franco, der im Kirchenchor Santa Cecilia der Basilika Sant’Eufemia singt, vor vielen Jahren schon kennengelernt, als er und einige andere vom Chor mir zu einem runden Geburtstag einige Ständchen sangen.

Bei vielen Treffen nach der Kirche, in Österreich würde man sagen beim ‘Frühschoppen’, wo gesungen, getratscht und auch ein Glaserl getrunken wird, haben sich die Kontakte intensiviert, dabei habe ich auch Nadia kennengelernt.

Gastfreundschaft wird in Grado groß geschrieben, auch bei den beiden, und wir lernten die Gradeser Küche, gekocht von Nadia, bei vielen Einladungen in Ihrem Zuhause kennen.

Bei der letzten Einladung Anfang Jänner 2024 entstand die Idee, gemeinsam zu kochen – ich österreichische, Nadia italienische Gerichte.

Für mich war die größte Herausforderung jene, zu überlegen, was ich koche, da ich eigentlich sehr selten Gerichte der österreichischen Küche selber zubereite. Naja, schließlich habe ich mich, nach Absprache mit meinem Liebsten, für Speck- und Grammelknödel auf Riesling-Kraut entschieden und weiters für Fleischlaibchen auf Püree mit gebratenen Zwiebeln. Ach ja … und zum Aperitivo Hirschwurst und Aufstrich aus Roten Rüben.

Wie und ob es dazu gekommen ist, alles zu kochen und vor allem alles zu essen, lest ihr dann in weiterer Folge weiter unten 🙂

Ich habe bereits zuhause einiges vorbereiten können … Erdäpfel für Teig wurden schon am Vortag gekocht; das Kraut habe ich in aller Früh geschnitten, ebenso den Speck. Die Zwiebelringe habe ich angebraten … die Küche hat jetzt noch ein kleines ‘Stinkerl’ 🙂 In drei Taschen habe ich all mein Zeugs verpackt inklusive Wein, Schnaps etc. um diese einige Kilometer weiter in Nadia’s Küche abzustellen.

 

Nadia kocht jeden Tag, seit vielen Jahrzehnten. Sie liebt es zu kochen, ihre Gäste zu verwöhnen. Den Fischeinkauf erledigt gerne Franco, früh morgens, wenn die Fischer in den Hafen zurück kommen.

Jeder Griff sitzt bei Nadia, sie weiß genau was zu tun ist. … und es war auch für sie einiges zu tun!

Zum Aperitivo bereitete sie Blätterteigröllchen mit Käse und Speck zu. Dafür verwendet sie einen fertigen Blätterteig, darauf wurde geriebener Grana verteilt, darauf Speckstreifen und wieder Grana; dann wurde der Teig zusammengerollt, in Scheiben geschnitten und im Backrrohr bei 200 Grad gebacken, bis sie Farbe angenommen haben – fertig und sehr gschmackig!! Natürlich haben wir uns schon während dem Kochen ein Gläschen gegönnt und gleich eine Kostprobe geschnappt!

Dieser Teil des Kochens war für mich sehr einfach, da ich beim Zusehen nur einige Fotos und Aufzeichnungen machte und mich auch auf unser italienisches Geplapper konzentrieren konnte. 

Nadia kocht gerne einfache Gerichte, wobei diese sogenannten einfachen Gerichte nicht für jedermann einfach sind! Ich gehöre Gott sei Dank zu jenen, die regelmäßig bei ihr und ihrer Familie am Tisch sitzen darf und ihre Köstlichkeiten genießen kann!

 

 

Weiter ging’s mit dem Pasticcio, wir würden Lasagne sagen. Für mich war die große Überraschung, dass Nadia das Faschierte in Milch kocht und dann die gebratenen Zwiebel und die restlichen Zutaten, also Tomatensugo, Gewürze dazugibt. Die Lasagneblätter sind extrem dünn, und das Sugo wird auch nicht flächendeckend verteilt, wodurch die Pasta mit der Bechamelsauce beim Essen viel besser herauskommt! Es schmeckte himmlisch.

Nadia wuchs als Tochter eines Fischers in Grado auf, und es hat nicht oft Fleisch gegeben. Wenn es dann welches gab, wurde alles verwertet, also ‘from nose to tail’ – so zum Beispiel auch vom Huhn, vom Truthahn .. angefangen von den Brüsten die gebraten wurden, aus Flügel und Haxerl wurde eine Suppe gekocht, die dann oft am nächsten Tag für eine Pasta verwendet wurde; aus den Lebern wurden gebackene Stückchen gezaubert … jedes für sich ein Leckerbissen!

Aus Faschiertem, Salsiccia, geriebenen Erdäpfel und geriebenem Emmentaler wurde auch eine Masse hergestellt; diese Fülle wurde in sehr dünne Rindfleisch-Scheiben gesetzt und diese dann geschickt verschlossen, um in einer Pfanne mit Zwiebel angebraten zu werden. Tomatensugo und gebratene Champignonscheiben wurden dazugemischt, mit etwas Wein aufgegossen und einige Zeit am Herd geschmort. 

… und soviel kann ich schon verraten, dieses Gericht haben wir nicht gemeinsam verzehrt ….

 

 

Denn jetzt war dann erst ich an der Reihe mit dem Kochen. Ich habe den Erdäpfelteig zubereitet und Nadia erzählte, dass ihre Mama den Teig so gerne roh gegessen hat, sie hat sich bei der Zubereitung immer wieder etwas weggezwickt 🙂 aus dem Rest wurden Gnocchi hergestellt und als Nachspeise wurde der Teig in kleine Rollen geformt, diese wurden in Fett heuausgebacken und in Zucker gewälzt – also eine sehr vielfältige Verwendung des Teiges.

Nachdem der Teig einige Zeit gerastet hat, haben wir die Knödel zubereitet – die Füllen waren schon fertig.

Das Kraut schmorte nebenbei – ich habe etwas geräucherten Paprika dazugegeben und mit einem Riesling aufgegossen … war etwas dolce, aber nicht schlecht. 

In dieser Phase war es für mich schon sehr anstrengend in einer fremden Küche zu kochen, zu quatschen….und einige Gläschen Wein hatten wir zu diesem Zeitpunkt auch schon intus … ahja und Fotos wollten auch gemacht werden … 🙂

Die Gäste trudelten ein, es wurde gelacht, angestoßen … sofort war eine gute Stimmung!

 

 

Natürlich habe ich auch das Faschierte zubereitet, im Kühlschrank rasten lassen; die Erdäpfel für das Püree wurden auch gekocht …. aber nicht gegessen ….

Denn … ihr könnt es euch wahrscheinlich schon denken, es waren die vielen Speisen einfach nicht möglich zu essen. Wir waren sieben Personen, alles gute Esser, aber nach dem Pasticcio und den Knödeln waren alle satt …. und es gab ja noch meine mitgebrachte Torte, eine abgewandelte Linzer Torte, die der Herr des Hauses, Franco, anschneiden durfte, denn es war schließlich seine Geburtstagstorte! Vier von uns mussten leider wieder zurück zur Arbeit; Nadia, Franco und ich zum Glück nicht, denn wir genossen noch Espresso und Schnaps von roter Williams-Birne! Es wurde noch gesungen, alte Geschichten aufgewärmt und so ging dieses Mittagessen zu Ende.

Die Essensreste haben wir aufgeteilt, die Fleischlaibchen habe ich gebraten und eingefroren. Vom mitgebrachten österreichischen Wein ist nicht sehr viel getrunken worden, der wartet auf uns … la prossima volta! 

Fin fine, wie Nadia immer zu sagen pflegt, machten wir beide noch einen Spaziergang, genossen den Sonnenuntergang und waren uns einig, dass wir unsere gemeinsame Zeit sehr genossen haben – das nächste Mal aber doch einen Samstag auswählen würden, um das Essen in die Länge ziehen zu können!

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply